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Massivholz finden und kaufen – Teil 2

Diese 8 Punkte solltest du beim Massivholzkauf beachten, um dein Projekt erfolgreich umsetzen zu können.

Mir ist es nicht nur ein mal passiert. Ich kaufe mir beim Holzhändler einige vielversprechende Bretter für ein Projekt, bezahle einige hundert Euro und bei den ersten Arbeitsschritten merke ich das diese Bretter für mein Projekt nicht zu verwenden sind. Um diesen Fehler nicht öfter zu begehen, habe ich mir damals eine Liste mit wichtigen Punkten für den Holzkauf zusammengestellt.

Folgende Punkte solltest du beim kauf von Massivholz beachten:

– Holzfeuchtigkeit

– Holzwürmer

– Holzfehler und morsches Holz

– Kaufe mehr und gehe auf Nummer sicher

– Schüsseln der Holzes

– Biegung der Holzes

– Verdrehung der Holzes

– Farbunterschiede

 

Holzlager

Holzfeuchtigkeit - der unsichtbare und langsame feind

http://www.youtube.deBevor du das Holz kaufst musst du den wahrscheinlich wichtigsten Punkt überprüfen. Ist das Holz trocken? Du möchtest auf keinen Fall mit nassem oder „grünem“ Holz arbeiten. Das Holz und somit dein Möbelstück wird sich während dem trocknen verziehen und verdrehen, daher muss das Holz gleichmäßig trocken sein, bevor du mit der Arbeit beginnst.  Eigentlich ist trocken auch nicht der zutreffende Begriff, da das Holz nicht komplett Feuchtigkeitsfrei ist. Das Holz sollte im Holzfeuchtegleichgewicht sein bzw. die Normalfeuchte haben und somit keine Feuchtigkeit aus der Umwelt aufnehmen oder abgeben will. Diesen Zustand hat das Holz in einem deutschen Wohnraum bei einer Rest-Holzfeuchtigkeit von 9%. Interessant ist, dass der Begriff trockenes Holz je nach Land oder Region in dem du dich befindest variiert. Während er im deutschen Innenbereich bei 9% liegt, liegt er im Außenbereich bei 12% und im trockenen Arizona bei 6%.
Zum Vergleich hat ein frisch geschlagener Eichenbaum eine Restfeuchte von 60%. Nach dem eine Eichenbohle ein bis zwei Jahre im Außenbereich getrocknet wurde, besitzt sie immer noch eine Feuchtigkeit von ca. 25%.

 

UmgebungHolzausgleichsfeuchte
Innenraum beheizt9%
Innenraum unbeheizt12%
Überdacht aber ohne Wände15%
Außenbereich (der Witterung ausgesetzt)18%

Wie erkennt man nun ob das Holz trocken ist. Es gibt eigentlich nur eine gute Antwort und zwar die Verwendung eines Feuchtigkeitsmessgeräts. Gute und zuverlässige Messgeräte können jedoch recht teuer sein. Über die verschiedenen Messtechniken und Geräte möchte ich aber nicht in diesem Artikel berichten und verweise lieber auf einige gute YouTube-Videos. Sollte das Holz bei einem großen und etablierten Holzhändler gekauft werden, kann sich darauf verlassen werden, dass das Holz in einer Trockenkammer auf 7 – 9% Restfeuchte getrocknet wurde. Da es jedoch, in den meissten Fällen in großen und nicht klimatisierten Hallen gelagert wird, nimmt es wieder Feuchtigkeit aus der Umgebung auf und liegt beim kauf bei etwa 12%. Ich lasse es dann meistens 2-3 Wochen in meiner beheizten Werkstatt aklimatisieren bevor ich es weiter verarbeite. Zusammen mit den richtigen Verarbeitungstechniken, hatte ich mit dieser Regel noch keine Probleme gehabt. 

Holzwürmer - lässtig, egal ob Tot oder Lebendig

Nun da du weißt, dass du gut getrocknetes Holz benötigst, musst du weitere Störfaktoren ausschließen. Kleine Käfer leben in vielen Bäumen. Sie können jahrelang ruhen und plötzlich aus einem fertigen Tisch kreichen und winzige Löcher und kleine Sägemehlhaufen hinterlassen, die dich wissen lassen, dass sie da sind. Es gibts keine Möglichkeit zu überprüfen, ob deine Platte lebende Käferlarven enthält oder nicht. Aber keine Sorge, das ist keine so große Sache wie es sich anhört. Wenn dein Holz in einer Trockenkammer getrocknet wurde, ist es gut. Um alle Würmer im inneren des Holzes zu töten, muss es 30 Minuten lang auf 60 Grad durcherhitzt werden.  Bis in den Kern, nicht nur auf der Oberfläche. Eine Trockenkammer erreicht diese Temperaturen leicht. Alternativ kann das Holz im Sommer in schwarze Folie eingewickelt und für mehrere Stunden in die Mittagssonne gelegt werden.

Es gibt auch alternative, chemische Insektenbehandlungen, die ich jedoch nicht persönlich ausprobiert habe und somit keine Ratschläge geben möchte.

Da alle Holzwürmer beim kammertrocknen abgetötet werden, sollte dieses Problem beim kauf beim Holzhändler keine Rolle spielen. Was jedoch eine Rolle spielt sind die Hinterlassenschaften der bereits toten Larven. In seltenen Fällen können Holzbohlen kleine Löcher von ehemaligen Bewohnern besitzen. Darauf sollte beim kauf definitiv ein Auge geworfen werden…ich spreche aus Erfahrung.

Holzfehler und morsches Holz

Fast ausnahmslos gilt, je interessanter das Holz, desto mehr Mängel weist es auf. Diese Defekte können Risse im Holz, weiche Stellen oder gewölbtes/verdrehtes Holz sein. Dies ist mehr als ein Zufall. Die stark gemusterten Hölzer mit einem Wimmerwuchs entstehen durch starke Spannungen zu Lebzeiten des Baumes. Daher neigen die stark gemaserten Hölzer aufgrund dieser inneren Spannungen sehr zum verdrehen, schüsseln und verbiegen. Auf diese einzelnen Holzfehler komme genauer im weiteren Verlauf des Artikels.

Gestocktes Holz ist einer meiner „Lieblingsfehler“ bei Holz. Leider wird die Stockung durch einen Pilz verursacht, der nur in abgestorbenen Bäumen wächst. Es ist also ein schmaler Grat, wirklich schöne Stockungslinien zu bekommen und Holz das zu morsch ist um damit zu arbeiten. 

Sobald du einen stumpfen Gegenstand, wie zum Beispiel einen Autoschlüssel (nicht den vom Tesla), in das Holz hineinstecken kannst, ist das Holz definitiv zu weich und du solltest diese Stellen entfernen. Ansonsten kannst du loslegen.

gestocktes holz
Gestocktes Holz auf der linken Seite

Berücksichtige den Verschnitt - kaufe mehr und gehen auf Nummer sicher

Ich lebe in Baden-Württemberg und bin als sparsamer Schwabe aufgewachsen. Was ich teuer lernen musste, ist das beim Holzkauf nicht gespart und großzügig eingekauft werden sollte. Es ist unbedingt notwendig, die Dimensionen und Holzaufteilung innerhalb seines Möbelstücks zu kennen um die richtigen Stücke und mengen Massivholz einzukaufen. Bei der Fertigung von Massivholzmöbeln muss mit einem Verschnitt von 50 – 100% gerechnet werden. Das heißt, für manche Projekte muss fast doppelt so viel m³ Holz eingekauft werden um ausreichend Material in guter Qualität zu erhalten.

Der größte Verschnitt findet wahrscheinlich durch das Hobeln statt. Um ein flaches gerades Brett zu erhalten, muss alles „überstehende“ Material entfernt werden. Wenn das Brett besonders geschüsselt, verdreht oder gebogen ist, müssen teilweise mehrere cm abgenommen werden. In der Regel kaufe ich das Rohholz für Tischplatten mindestens 1cm dicker ein als das Endmaß. Mindestens 1cm!

Der zweitgrößte Verschnitt findet durch das herraussägen von Rissen statt. Beim Trockenprozess entstehen Spannungen im Holz, die oft zu Rissen führen. Einige Kunden mögen und möchten diese Risse in ihrem Möbelstück, die meisten aber nicht. Ich versuche schon während dem kauf mir genau zu überlegen welche Stücke ich wie verwende und wie ich Risse herrausscheiden kann. Während die Risse in der Mitte der Bohlen gut sichtbar sind, werden die am Anfang und Ende oft übersehen. In dem meisten Fällen sind die ersten und letzten 15 – 20 cm so von Mikrorissen durchzogen, dass sie im Müll oder Ofen landen.

Schüsseln des Holzes

Ein Brett, das sich über die Breite seiner Fläche biegt, wird schalenförmig. Das Schüsseln, das Hauptsächlich bei Schnittholz vorkommt, beeinflusst die Enddicke stark. 

Leicht gewölbte Bretter lassen sich leicht ebnen. Das Brett muss mit der konkaven Seite  nach unten (Schüsselboden nach oben) abgerichtet werden. Dadurch bleiben beide Außenkanten in Kontakt mit dem Abrichttisch und es kann nicht kippen. Um ein stark gewölbtes Brett zu ebnen, ohne viel von der Dicke zu verlieren, kann es mittig aufgesägt, abgerichtet und daraufhin wieder verleimt werden. Vorsicht beim aufsägen der stark gewölbten Bretter auf der Tischkreissäge. Sie stehen unter Spannungen, welche beim aufsägen entweichen und zum blockieren (Kick-Back-Gefahr) der Säge führen können. Die Bandsäge, Handkreissäge oder Stichsäge sind sicherer. Nach dem verleimen sollte das Brett nochmals abgerichtet und gehobelt werden.

geschuesselte holzbohle

Gebogenes Holz

EIn Brett, das sich über die gesamte Länge seiner Vorderseite biegt. Beim Abrichten von gebogenen Brettern verlierst du deutlich an dicke, weil du mehr an den Enden als in der Mitte entfernen musst. Lege das Brett mit der gebogenen Seite nach unten auf den Abrichttisch und drücke es nicht flach, da es sofort wieder in die Urspungsposition springt. Die einzige Möglichkeit, ein Brett mit einer ausgeprägten Krümmung zu glätten, besteht darin, es in kürzere Längen zu sägen. Die kurzen Stücke werden sich deutlich weniger Biegen und können so effektiver genutzt werden.

Verdrehtes Holz

Ein Brett mit einer erhöhten Ecke, hat eine Drehung. Der beste Umgang mit einem Verdrehten Brett ist es, es zum Alptraum eines anderen zu machen und liegen zu lassen. Sie sind schwer abzurichten und selbst wenn du es geschafft hast, neigt die Drehung zurückzukehren. Wenn du ein solches Brett verwenden musst, schneide es so kurz wie möglich, um die Verdrehung zu minimieren.

Farbunterschiede - jeder Baum ist anders

Ein andersfarbiges Brett kann das Erscheinungsbild eines gesamten Projekts ruinieren. Dieses hellere oder dunklere Brett wird dich jedes Mal nerven, wenn du es in der Tischplatte siehst. Normalerweise kann es erkannt werden, wenn ein Brett nicht zu den anderen passt, auch im Sägerauen zustand. Am besten versuche das Material für ein Projekt auch aus einem Stamm zu erhalten. Wenn dies nicht möglich ist, lege die Bretter nebeneinander und betrachte sie sorgfältig unter einem natürlichen Licht.

Holz ist ein Naturprodukt

Es ist nicht immer leicht alle Punkte immer im Blick zu haben und es wird immer wieder zum kauf von „Problembrettern“ kommen, die erstmal einige Monate oder Jahre vergessen in einer Ecke verstauben. Aber jedes Holz kann zu einem schönen Möbelstück verarbeitet werden und einige „Experten“ sagen, das das Holz weiß, was es werden möchte, ,man muss es nur herausfinden können. Dies macht die Arbeit mit diesem Naturprodukt doch erst so interessant.